Der Ministerpräsident, der am Freitagabend (19. Juli) gemeinsam mit seinem Stellvertreter, Innenminister Thomas Strobl und dem Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Ernst-Wilhelm Gohl, das Podium teilte, ging mit sehr differenzierten und nachdenklichen Worten auf seine gelebte politische Verantwortung als Christ ein. Der Glaube sei eine entscheidende Leitlinie in seinem persönlichen und politischen Leben und als Wertegrundlage für die Demokratie ungeheuer wichtig, so der Ministerpräsident. In der von Christian Gehring moderierten Gesprächsrunde wurde von allen drei Referenten auf dem Podium immer wieder die „Verantwortung vor Gott und den Menschen“ in den Mittelpunkt gerückt, so wie es auch in der Präambel des Grundgesetzes steht. Man habe als Mensch schlicht nicht das letzte Wort, waren sich die drei Diskutanten einig.
Winfried Kretschmann und Thomas Strobl gingen auch auf ihre persönlichen Glaubensbezüge und Glaubenszeugnisse ein und schlugen den Bogen, wie ihnen der christliche Glaube bei schweren Entscheidungen in der Politik helfe. Kretschmann betonte die Bedeutung der aus dem christlichen Glauben abgeleiteten unveräußerlichen Menschenwürde für die demokratische Gesellschaftsordnung. Thomas Strobl erzählte sehr persönlich, wie ihm der Glaube geholfen habe, als er schwer an Corona erkrankt war. Der Glaube gebe ihm Halt und sein Blick auf Gott würde die Dinge immer wieder auch richtig einordnen, so Strobl. Landesbischof Gohl berichtete von den Herausforderungen der Führung einer großen Landeskirche, die gleichzeitig einen großen zahlenmäßigen Rückgang an Anhängern und Pfarrern zu bewerkstelligen habe. Sowohl für die Kirche als Institution als auch für den einzelnen Christen seien schwierige Fragen wie der Umgang mit Kriegen und bewaffneten Konflikten oder ethischen Fragen in der Gesellschaft nicht einfach. Wenn man Gott, die Bibel und die persönliche Glaubenshaltung in die Überlegung miteinbeziehen würde, könne man aber als Christ auch zu vertretbaren und ausgewogenen Entscheidungen kommen.
Bereits zum dritten Mal nahm CDU-Landes- und Fraktionsvorsitzender Manuel Hagel an „Christ und Politik“ teil. Er sprach am Samstagvormittag (20. Juli) über die Bedeutung des „C“ im CDU-Parteinamen und ging auf die christliche Motivation und bewegende Lebensgeschichte der CDU-Gründer wie Andreas Hermes und Jakob Kaiser ein. Für Christdemokraten sei der Blick auf den einzelnen Menschen und die Welt als solches immer auch Ausdruck dieser tiefen Prägung und Haltung. Hieraus erwachse auch die Motivation als einzelner Mensch die Dinge zum Guten bewegen zu können und mit persönlichem Einsatz Gesellschaft und Zusammenleben verbessern zu wollen. Christen wüssten, dass Gott den Menschen somit auch zu Leistung und Eigenverantwortung befähige, weswegen Christdemokraten den Menschen etwas zutrauen würden, so Hagel.
Die ehemalige Ministerpräsidentin Thüringens, Christine Lieberknecht, erzählte am Samstagabend sehr beeindruckend über ihr Leben als Pfarrerin in der DDR und wie sie mit anderen zusammen aus christlicher Überzeugung heraus gegen das Unrechtsregime aufgestanden sei. Nächstenliebe und Solidarität seien die zentralen Triebfedern bereits bei der Gründung der CDU nach dem Nationalsozialismus gewesen. In der DDR gründete sich schließlich parallel zu Westdeutschland die sogenannte Ost-CDU, die als Blockpartei jedoch dem System nahestehen musste und in den ersten Jahrzehnten weder den Willen noch die Kraft zu echten Reformen hatte. Lieberknecht sei schließlich als Theologin über Umwege zur Politik gekommen und hatte in historischer Stunde die Möglichkeit an einigen Wegmarken der Friedlichen Revolution aktiv mitzuwirken. Auf Menschen, die mit Kerzen aus Kirchen kamen, sei die DDR-Staatsführung nicht vorbereitet gewesen, so Lieberknecht.
Auf dem Programm für die etwa 40 jungen Freizeitteilnehmer standen auch eine Wanderung im Welzheimer Wald, ein Gottesdienst mit Prälat Ralf Albrecht und die Begegnung mit Tobias Merckle, dem Gründer und Geschäftsführer des Seehauses Leonberg.